Kolumne: 2014 – es war alles dabei

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SportsCar-Info-Kolumnist Moritz Kranz resümiert seine diesjährige VLN-Saison. Bei seinem Einsatz für PROsport Performance sei „so ziemlich alles“ dabei gewesen: Klassensiege, widrige Bedingungen, „absolutes Racing“ auf der Nürburgring-Nordschleife, aber auch eine Niederlage.

Mein Motorsportjahr 2014 – eigentlich kann man sagen, dass so ziemlich alles dabei war: von Siegen, schwierigen Bedingungen und absolutem Racing bis zur ernüchternden Niederlage.

Die Saison fing vielversprechend an mit den Test- und Einstellfahrten. Wir konnten den neuen SP6 Cayman testen, und das, was wir da „erfahren“ konnten, hat Lust auf mehr und Zuversicht geweckt.

Der erste Lauf hat diese Erwartungen dann auch erfüllt: der erste Sieg in der VLN beim vierten Start für PROsport Performance und im achten Rennen überhaupt. Jedoch trübte das viele Kleinholz neben der Strecke etwas die Freude. Gerade der schwere Unfall des SP6-991 von Black Falcon, welcher zu diesem Zeitpunkt auf P2 lag, hat mich etwas beschäftigt, da ich zu diesem Zeitpunkt noch im Auto saß und die Bergung mit Rettungswagen et cetera mitbekommen habe. Als Fahrer hat man schließlich keine Info wie es dem verunfallten Kollegen geht …

Der dritte Lauf war für mich persönlich der schwierigste und auch schlechteste, den ich in diesem Jahr gefahren bin. Der schlechteste, da ich durch eine Geschäftsreise in den Tagen vor dem Rennen sehr geschlaucht war und dadurch nicht meine hundertprozentige Leistung abrufen konnte. Es hätte aber grundsätzlich noch gereicht, um das Auto auf P1 ins Ziel zu bringen, nachdem ich es auch auf P1 übernommen hatte. Schwierig wurde dies dann jedoch durch die wirklich extrem vielen Geld- und Doppelgelbphasen.

Als Fahrer will man hier natürlich auf keinen Fall unter Doppelgelb zu schnell sein und den Sieg durch eine Strafe verlieren. Der Konkurrent auf P2 nahm den Code 60 teilweise nicht so eng und konnte mir dadurch pro Runde über dreißig Sekunden abnehmen. Kurz vor Schluss waren wir dann im direkten Zweikampf, Anfang der letzten Runde konnte ich wieder auf P1 vorfahren und versuchte, über die Runde Vorsprung herauszufahren – aber in jeder C60-Phase fuhr der BMW die 150 bis 200 Meter wieder zu.

Im Kesselchen folgen dann sein „Meisterstück“: Noch während Code 60 gilt, beschleunigt er, sodass er mich auf Höhe der grünen Flagge direkt überholte. Bis zum Zielkonnte ich ihn dann auch nicht mehr überholen. Ich hatte dem Team den ganzen Sachverhalt schon während des Rennens geschildert, sodass wir einen Protest eingelegt haben, welcher korrekterweise auch angenommen wurde: So siegten wir dann doch beim dritten Lauf.

Wechselnde Bedingungen beim fünften Rennen

Lauf fünf war die größte fahrerische Herausforderung für mich: Wir kämpften das ganze Rennen über mit wechselnden Wetterbedingungen und einem Fahrzeug, was von technischen Problemen gebeutelt wurde. Ich war das erste Mal bei dieser Art von Wetter im Rennbetrieb auf der Nordschleife unterwegs und musste mich sehr schnell auf die Bedingungen und eine halbwegs vorausschauende Fahrweise einstellen. Ich übernahm das Auto mit wenigen Sekunden Rückstand auf den Führenden und konnte während meines Stints den Vorsprung auf fast zwei Minuten ausbauen. Am Ende stand also der dritte Sieg trotz schwierigster äußerer Bedingungen und einem etwas gebeutelten Cayman.

Was macht dem Rennfahrer-Herz am meisten Freude? Richtig, Vollgas ohne Ende. VLN 6 war solch ein Rennen. Am Freitag wurde uns kurzfristig mitgeteilt, dass wir auf dem 991 starten werden. Also ging es Freitag schon ein paar Runden auf die Strecke, um ein erstes Gefühl für das Fahrzeug zu bekommen. Die Qualifikation war dann okay, mir fehlten fünf Sekunden auf Jörg Viebahn, welcher das Auto schon seit der Saison 2013 fährt.

Nach der Qualifikation gab mir Jörg noch ein paar Tipps, und im Rennen konnte ich mich noch weiter steigern. Diese Steigerung war auch notwendig, hatten wir durch ein kleineres Tankvolumen keinen Spielraum mehr und mussten von Anfang an hundert Prozent geben, um eine Chance auf den Sieg zu haben. Es sah jedoch lange Zeit nicht nach einem weiteren Sieg aus. der Ausfall des Führenden spielte uns jedoch dann den Sieg in die Karten. Am Ende des Rennens hatte ich auch die gleichen Zeiten gefahren wie Jörg, was für den ersten Start im 991 absolut zufriedenstellend war.

Jedoch waren unsere Zeiten im Vergleich zu den V6-991 seltsamerweise langsamer. Später stellte sich dann heraus, dass der größere Flügel, welchen wir in der SP6 fahren dürfen uns so viel Geschwindigkeit nahm, dass wir pro Runde acht Sekunden verloren …

VLN 7 – die Enttäuschung des Jahres

Begann das Wochenende mit glücklichen Gästen bei den Taxifahrten am Freitag noch gut, wurde der Samstag zur absoluten Enttäuschung. Dabei hatte ich mich so auf diese Tage gefreut: Freitag Taxi, Samstag VLN, Sonntag und Montag Coaching für Pfister Racing am Salzburgring – unter anderem zusammen mit Jörg van Ommen.

Aber schon die Qualifikation war zum Vergessen: Getriebeprobleme verhinderten das wir eine Zeit setzen konnten. Ich machte mich also darauf gefasst, ein schnelles Sechs-Stunden-Rennen zu fahren, da wir als letztes Fahrzeug in der ersten Startgruppe starten mussten und wir uns gerade in der ersten Runde, bis sich der Verkehr etwas sortiert hat, einen Rückstand auf die Konkurrenz in unserer Klasse einhandeln würden. Aber soweit kamen wir gar nicht – torpediert von einem Cup-Porsche, schieden wir noch auf dem GP-Kurs in der Startrunde aus.

Dieser Ausfall war gleichzeitig auch der dritte Nuller für mich und somit war die Saison beendet.

Vorbereitungen für die Saison 2015 haben begonnen

Nun befinde ich mich zum aktuellen Zeitpunkt in der Saisonvorbereitung: Viel Sport – MTB und Fitnessstudio – sowie Kartsport – ich werde beim 24-Stunden-Rennen in Limburg an den Start gehen – helfen, die Winterpause zu überbrücken und mit einer guten Form in die neue Saison zu starten. Wir werden mit einem neuen Cayman wieder in der SP6 an den Start gehen und es sollte nochmal etwas schneller werden.

Die VLN Saison 2015 hält unter anderem mit der Nordschleifen-Lizenz und dem Gelbregister zwei Neuigkeiten bereit. Es bleibt abzuwarten, ob diese Neuerungen den gewünschten Erfolg bringen. Aber ein Anfang ist gemacht.

Ich sehe gerade das Gelbregister aus einem Grund kritisch: Es gibt unter anderem einfach den Fall, dass man sich so zwischen den Posten befindet, dass die Warnkette mit Tafel, Flagge und so weiter einen als Fahrer nicht mehr erreicht: Während ich mich zwischen P127 und P128 befinde, verunfallt nach Posten 129 ein Fahrzeug – P129 schwenkt sofort und absolut korrekt Doppelgelb, aber P128 kann gar nicht so schnell reagieren.

Ich befinde mich jetzt aber schon zwischen P128 und P129 und darf versuchen, das Fahrzeug ohne Vorwarnung auf sechzig Kilometer pro Stunde herunterzubremsen. So etwas habe ich in der vergangenen Saison mehr als einmal erlebt. Als Fahrer kann man für ein Vergehen bestraft werden, ohne eine Möglichkeit gehabt zu haben noch zu reagieren.

Das C60-System immer noch nicht ganz ausgereift und genau das finde ich persönlich etwas kritisch. Aber letzten Endes haben wir Fahrer es uns schon selber zuzuschreiben, dass wir in dieser Situation sind. Daher müssen wir jetzt mal die ersten Rennen abwarten und schauen wie in der Praxis damit umgegangen wird.

Ich wünsche Euch nun noch einen guten Rutsch und wir sehen uns zur neuen Saison 2015 wieder.

unterschrift

Moritz